Heitland Foundation


Heitland Honneurs 2016


Hermann Grüneberg


Hermann Grüneberg
Hermann Grüneberg

Vogelwesen, Federbeinengel, Zwillingsgeburt und ein Trompetenriesenwurm in trauter Gemeinschaft. Das sind vielsichtige Bildnisse. Hermann Grüneberg baut Gestaltwesen im Ruhemodus. Er arbeitet an der Fortführung eines privaten dreidimensionalen Bestiarium. Das Personal vervielfältigt sich und steht mit Fragen an sich selbst im Raum. Trotz der wuchtigen Größe, des üppigen Materialeinsatzes, der rauen Oberflächen und der spröden, heftigen Bemalung geht nichts dämonisches von ihnen aus. Höhere Weisungen, ultimative Selbstmitteilungen sind von ihnen nicht zu erwarten. Sie zeigen Gefühle. Sie zeigen keine Macht. Sie sind überrascht von der eigenen Existenz.


Rüdiger Giebler (zu “Orakel”, 2016, Ausschnitt)

 

Im experimentellen Crossover erschafft Hermann Grüneberg neue Wirklichkeitserfahrungen
von Plastizität, Materialität und Farbe. Aus Keramik, Holz, Federn, Ölfarbe und Wachs baut er hybride Wesen, die raffiniert mit vergangenen Mythen und moderner Popkultur spielen. Die surrealen Figuren sind monumental, sie sind weder Mensch, noch Tier, noch Objekt, sondern Mittler zwischen den Welten, die eine unheimliche Präsenz entfalten und existentielle Befindlichkeiten widerspiegeln. Sie strotzen von brachialer Kraft, muten archaisch an und sind doch von gestischer Zartheit und voller Humor.
 
Dr. Sabine Isensee (zu “Orakel”, 2016, Ausschnitt)

 

Die Arbeiten von Hermann Grüneberg sind kluge Assemblagen keramischen Materials, das sowohl von eigener Hand stammt wie auch aus industrieller Produktion und teils mit Holz, Draht unter anderem ergänzt wird. Es handelt sich um figürliche Konglomerate, gebildet aus Versatzstücken der modernen Kunst und unseres heutigen Alltags. Emotional anrührend, doch immer unsentimental, teils archaisch, fast grob, aber dennoch ästhetisch überaus reizvoll, weisen seine Arbeiten deutliche Referenzen an Künstler der Moderne auf, vor allem an Picasso. Dabei gelingt es Grüneberg, den Über-Künstler des 20 Jahrhunderts auf überaus geistreiche Weise standzuhalten. In ihrer ungelenk wirkenden Zusammensetzung aus völlig disparaten Teilen treten die beiden eingereichten keramischen Skulpturen als Prothesen-Figuren auf, die sich ihrer eigenen Versehrtheit bewusst zu sein scheinen, um trotzdem das Beste daraus zu machen. Dies gelingt Grüneberg, indem er ihre Wunden und Brüche nicht verbirgt, sondern lustvoll in Szene setzt. Dabei entwickeln die Arbeiten nicht nur aufgrund ihrer Größe eine starke skulpturale Präsenz. Ein Detailreichtum, dessen narratives Potenzial unerschöpflich erscheint, sowie ein hoher Grad an konzeptueller und formaler Komplexität, mit denen Grüneberg seine Themen bearbeitet, tragen ebenfalls dazu bei.


Jury des Frechener Keramikpreises 2015 (Ausschnitt)

 

Hermann Grüneberg hat (...) eine Gruppe von überraschenden, kraftvollen Figuren, bzw. Figurenkonstellationen geschaffen, die sich an den Grenzen von Leben und Tod, von Spiel und Ernst, von innerer Erfahrung und äußeren Spuren, von Realität und Traum bewegen. Es sind scheinbar ganz unmittelbar aus dem Unbewussten herausgeschleuderte Geschöpfe, denen allerdings sehr präzise Überlegungen, Setzungen und Material und Formentscheidungen zugrunde liegen. Sie bieten einen breiten Assoziationsraum, der zwischen Beängstigung und Freude alles bereit hält und sind offensichtlich getragen von einem intensiven Nachdenken und Nachspüren sehr existentieller Erfahrungen.


Prof. Andrea Zaumseil (zu “Ahnung vom Ende”, 2015, Ausschnitt)


Arbeiten (Auswahl)